Rohmilchkäse ein sicherer Genuß

Rohmilchkäse – ein sicherer Genuß
 
 

Erkrankungen und Todesfälle durch Lebensmittel werden zum weitaus größten Teil durch die eigene  falsche Ernährung verursacht (zu viel zu fett, zu süß, zu salzig, zu viel Alkohol, zuwenig Ballaststoffe…). Dadurch werden Herz- und Kreislauf-erkrankungen, Diabetes mit all den Folgeerkrankungen, Dickdarmkrebs, Gicht u.v.a. verursacht. Dagegen sind  Erkrankungen oder gar Todesfälle durch lebensmittel-bedingte Infektionen statistisch gesehen sehr, sehr selten. Es soll im Rahmen dieser Abhandlung nur auf Rohmilchkäse und die (äußerst geringe) Möglichkeit einer Infektion durch Listeria monocygotenes eingegangen werden. Es würde den Rahmen dieser Abhandlung sprengen, wenn  z. B. auch über Salmonellen bzw. Salmonellosen (Im Jahr 1996 196 Todesfälle in Deutschland, 1999 87 Todesfälle) und andere Lebensmittel berichtet würde.

 

Rohmilchkäse ist in „Verruf“ geraten, und zwar insbesondere durch 34 Todesfälle in der Schweiz (1983 – 1087), verursacht durch Listeria monocygotenes (im Folgenden nur noch mit L.m. abgekürzt) in Rohmilchweichkäse. Insgesamt gab es damals 122 Erkrankungen. Keiner spricht jedoch von den 85 Todesfällen (279 Erkrankungen) verursacht in Frankreich im Jahr 1992 durch L.m. in Schweinezunge in Aspik.  L.m. ist ein Bakterium, das ubiquitär ist, d.h. überall vorkommt. Es handelt sich um einen fakultativ pathogenen Erreger (Opportunist), der häufig in Tieren vorkommt, jedoch auch außerhalb des tierischen Organismus überleben und sich vermehren kann. Infektion und Erkrankung sind von der aufgenommenen Anzahl der Erreger abhängig. In Einzelfällen haben möglicherweise bereits weniger als 100 Listerien pro Gramm Lebensmittel Erkrankungen ausgelöst. Betrachtet man die Todesfälle, die durch L.m. in Rohmilchkäse verursacht werden, so ergibt sich folgendes Bild:

 

1985 – 1995  92 Todesfälle weltweit, d.s. ca. 10 Todesfälle pro Jahr weltweit! Man vergleiche diese Zahl einmal mit folgenden Ursachen für Todesfälle allein für Deutschland: Jährlich ca. 16.000 Grippetote, 16.000 Todesfälle durch Lungenentzündung, 5.400 Verkehrstote (2005) (In Europa im Jahr 2005  41.500 Verkehrstote!). Noch einmal zum Vergleich: Ca. 10 Todesfälle jährlich durch Rohmilchkäse weltweit.

 

Rohmilchkäse wird unter strengen hygienischen Bedingungen und Kontrollen hergestellt und liefert einen kulinarischen Hochgenuss. Er ist ein sicheres und gesundes Lebensmittel, das es seit Jahrtausenden gibt (und die Menschheit ist an Rohmilchkäse bisher nicht zugrunde gegangen…). Jeder vernünftig denkende Mensch weiß: es gibt keine 100 %ige Sicherheit, es bleibt immer ein, wenn auch noch so geringes, Restrisiko. Dies gilt für alle Lebensmittel, aber auch für all unser Tun und Handeln. Und man sollte immer bedenken, dass bei lebensmittelbedingten Infektionskrankheiten vor allem alte Menschen, Säuglinge, Kranke und resistenzgeschwächte Personen betroffen sind. Bei L.m. auch Schwangere, und zwar wegen einer möglichen Schädigung des Ungeborenen. 

 

Will man mikrobiologische Gefahren durch L.m. bei Lebensmitteln ganz sicher  ausschließen, dann muss man konsequenterweise nicht nur auf Rohmilchkäse verzichten, sondern auch auf folgende Lebensmittel (Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin:

 „Verzehrsfertige Lebensmittel, die mit L.m. kontaminiert sein können und eine Vermehrung von L.m. zulassen“):

 
  • Rohfleischerzeugnisse , z.B. Hackfleisch, Carpaccio, Rohwurst (bes. schnell gereifte Ware wie Frische Mettwurst), Rohschinken
  • Rohe marinierte und/oder kalt geräucherte Fischereierzeugnisse, z.B. Sushi, Matjes- und Kräuterheringe, Graved Lachs, Räucherlachs!
  • Feine Backwaren mit nicht durcherhitzter leicht verderblicher Füllung oder Auflage!
  • Rohkost, besonders vorgeschnittene Salate, prinzipiell aber auch anderes Obst und Gemüse;
  • nicht wärmebehandelte Feinkosterzeugnisse, z.B. Dressings, Fleisch-, Herings-, Krabben-, Eier-, Kraut- und Kartoffelsalat (jeweils ohne Konservierungsmittel);
  • kalt zubereitete, kalt zu servierende Nachspeisen, z.B. Tiramisu, kalt angerührte Cremespeisen und Obstsalate;
  • nicht wärmebehandelte eihaltige Produkte;
  • Vorzugsmilch
 

Es wird bewusst darauf verzichtet, die Listen für “Wärmebehandelte, aber nicht anderweitig stabilisierte Lebensmittel“ sowie die Listen für „Verzehrsfertige Lebensmittel die mit L.m. kontaminiert sein können, aber keine Vermehrung von L.m. zulassen“ an dieser Stelle aufzuführen, denn es würde hier den Rahmen sprengen und es würden wohl nur noch wenige Lebensmittel übrig bleiben, die ganz sicher keine L.m. enthalten bzw. enthalten können.

 

Man dürfte also nur noch durcherhitzte, abgekochte, pasteurisierte, sterilisierte Lebensmittel und Getränke zu sich nehmen und hätte aber auch dann keine absolute Sicherheit…

 

Rohmilchkäse ist eine Bereicherung der kulinarischen Landschaft und darf durch keine Behörde, durch die EU oder durch irgendeine sonstige staatliche Institution  verboten werden. Das Leben des Einzelnen kann und darf nicht vollständig  durch Gesetze, Vorschriften und Behörden reguliert, fremdbestimmt werden. Schließlich leben in Europa mündige, wissende und aufgeklärte Bürger und Verbraucher, die selbst entscheiden wollen und können, was sie essen und trinken, wie sie leben wollen, welches Risiko sie freiwillig auf sich nehmen wollen, wie sie ihr Leben in allen Bereichen gestalten wollen.

 

 Wer will, soll Alkohol trinken können, soll Zigaretten, Zigarren oder Pfeife rauchen können, soll mit dem Auto fahren können (trotz 41.500 Verkehrstoten im Jahre 2005!) und soll auch Flugzeuge benutzen können. Wenn jemand Lust dazu hat, sollte er / sie auch risikoreiche Sportarten betreiben können und dürfen und auch in exotische Länder reisen können. Ein plattdeutsches Sprichwort sagt: „Een Minsch leevt, de anner warrt bloots öller.“ (Ein Mensch lebt, der andere wird nur älter.).

 
 
 
Nikolaus Barkow
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